Raymond Gantner
Der Künstler Raymond Gantner arbeitet in unterschiedlichen Medien seriell, verfolgt einen Erzählstrang, ein Thema. Die schwarz-weißen Fotografien zeigen Interieursituationen verwaister Zimmer, denen etwas Morbides, Melancholisches anhaftet.
Hybride Räume, denen eine Entgrenzung widerfahren ist: Innen und Außen schichten, durchdringen sich. Manchen Räumen sei es vergönnt geisterhaften Bewohnern zu begegnen, als Steigerung sich sogar symbiotisch mit ihnen zu vereinen. Wieder andere finden sich verlassen vor.
Futuristische Städteszenarien mit ihrer urbanisierten Landschaft, bis hin zu abstrahierten, möglicherweise inszenierten Lichterscheinungen bauen sich vor dem Rezipienten auf. Diese bleiben nach einem aufwendigen Arbeitsprozess als fotografische Illusion zurück und verschränken dabei Zeit, Bewegung und Licht in sich.
Das Momenthafte der Fotografie wird so destruiert.
Ohne Titel, 2016
Fotografie
29 x 22,5 cm
Exemplar 1/1
Raymond Gantner greift in fotografische Prozesse, wie Montage und Belichtungstechniken, massiv ein und erschafft räumliche Dekonstruktionen der abgebildeten Realität. Unterstützt wird diese Verfremdung auch mit Hilfe zerschnittener, arrangierter Negative und Folienschnipsel, die das eigentliche Fotomotiv überlagern.
Ohne Titel, 2015
Fotografie und Fotogramm
auf Fotopapier
77 x 97 cm
Unikat
Das vermeintlich Reale, also das fotografierte Motiv, wird so durch zusätzliche Abstraktion in Frage gestellt. Fotochemikalien werden ihrer Funktion entledigt und als malerisches Element integriert. Die Reproduzierbarkeit wird dadurch unmöglich gemacht und es bleiben Unikate zurück, die sich nicht mehr so leicht als Fotografie einordnen lassen und eine vielseitige Reflexion mit dem Medium Fotografie erkennbar werden lassen.
Die Vielschichtigkeit ist auch in den zuvor entstandenen Siebdruckarbeiten auffindbar. Der Arbeitsprozess dieser Drucktechnik ist durch ein Aufschichten von Farbe charakterisiert. Dem wiederum die fotografische Belichtung des Siebes vorausgeht.
Ohne Titel, 2015
Siebdruck in drei Farben auf Fliess
84 x 59,5 cm
Exemplar 1/2
Die Verwandtschaft beider Techniken – Fotografie und Siebdruck – liegt auf der Hand und lässt doch erahnen, dass ein Siebdruck strengeren Regeln zu folgen hat.
Mittlerweile entstehen Fotogramme und Siebdruckarbeiten parallel und schaffen innerhalb des Werkes zwischen den Medien erkennbare Brücken. So bricht der Künstler mit den strengen Arbeitsschritten des Druckverfahrens, indem er einen oder mehrere Siebdrucke zu einer Collage konstruiert. Diese Papierarbeit kann erneut zum Träger eines Siebdruckes werden. Grenzen, die einem das klassische Verfahren auferlegen möchte werden schlichtweg ignoriert.
Ohne Titel, 2015
Siebdruckcollage
79 x 61 cm
Unikat
So entsteht etwas völlig freies, konträres. Das Paradoxe wird Inhalt. Chaos und Struktur, Figuration und Abstraktion werden auch formal transportiert. Mit abstrakten Elementen wieder zur Figuration finden, ist laut Gantner ein wichtiger Aspekt seiner Arbeit. Sich bei der Entstehung seiner Werke keine Grenzen von außen setzten zu lassen, sondern sich mit den unerschöpflichen Möglichkeiten der Technik vertraut zu machen, ist immanent.
Die zuvor erwähnten Querverbindungen sind auch in den gedrechselten Holzobjekten wahrnehmbar. Hier wird die Schichtung ins Räumliche gedacht und geht so auf die Überlagerungen der Fotogramme und Siebdruckarbeiten ein. Auf sehr sensible Weise wird in den Holzskulpturen auf die oft nicht durchschaubare Technik künstlerisch Bezug genommen.
Ohne Titel, 2014
Linde
23,5 x 10 x 10 cm
Nach seiner Beteiligung an der Gruppenausstellung STICKYFINGERS über Collagen, fand nun Anfang des Jahres die erste Einzelschau LICHT des Künstlers Raymond Gantner in den Ausstellungsräumen der Residenz statt. Fotoarbeiten, Siebdrucke und Siebdruckcollagen der letzten fünf Jahren, sowie Skulpturen aus Holz waren zu sehen.